Mai 2002
Stäfa ZH, 8. Mai 2002 Die "Zürichsee-Zeitung" berichtet, dass eine sechsköpfige kosovarische Familie, die vom Bundesamt für Flüchtlinge (BfF) nach Solidaritätsaktionen als "Härtefall" eine Aufenthaltserlaubnis erhalten hat, sich zur Rückkehr entschieden hat. Der Grund: Schikanen gegen die (in der Schweiz geborenen) Kinder auf dem Schulweg, sodass diese sich kaum noch aus dem Haus trauten. Beschimpfungen, Einschüchterungsversuche, Belästigungen bis vor der Haustüre, Telefonanrufe in der Nacht, Kratzer im Lack des Autos. Gemeindepräsident Karl Rahm fühlt sich an die systematische Einschüchterung der Juden der 30er-Jahre erinnert und nennt den Psychoterror "ein trauriges Beispiel von Selbstjustiz". Auch der Gemeindepräsident erhielt unflätige Zuschrifen. Davos, 10. Mai 2002 Vermutlich in der Nacht wird im Jugendtreff "Box" eine Scheibe eingeworfen. Auf dem Kantholz, das im Treff gefunden wird, finden sich die Inschriften "Neue Front Davos", "NSDAP" und ein Hakenkreuz. Der Betreiberverein erstattet Anzeige wegen Sachbeschädigung. Schwyz, 10. Mai 2002 In einem Streitgespräch zwischen zwei Regierungsratsbewerbern, erklärt der SVP-Kandidat Andreas Barraud zum Thema Einbürgerungen: "Wir müssen auch auf die Herkunft der Einbürgerungswilligen achten. Es ist bekannt, dass Leute aus dem Balkan gwalttätiger sind." In der folgenden Nacht besprayen Unbekannte das Schwyzer Regierungsgebäude mit Barrauds rassistischer Verallgemeinerung. Littau, 14. Mai 2002 Zwei junge Männer greifen einen Tamilen an und schlagen ihn nieder. Die Luzerner Kantonspolizei berichtet nicht über den Angriff. Zweieinhalb Wochen später kann sie zwei Lehrlinge, einer 18-jährig, einer 20-jährig, verhaften. Diese gestehen, insgesamt drei Angriffe spontan und aus rassistischen Motiven begangen zu haben. Schwyz, 14. Mai 2002 Der Gemeinderat kündigt an, dass er in Zukunft nur noch zwölf Einbürgerungsgesuche pro Jahr an die Urne bringen will. Auch will er die Anforderungen an die GesuchsstellerInnen erhöhen. Zur Zeit sind rund fünfzig Gesuche hängig. Im vergangenen Jahr verweigerten die Schwyzer StimmbürgerInnen in 18 von 21 Fällen den GesuchsstellerInnen die politischen Rechte. Littau, 15. Mai 2002 Zwei junge Männer greifen einen Tamilen an und schlagen ihn nieder. Die Luzerner Kantonspolizei berichtet nicht über den Angriff. Zweieinhalb Wochen später kann sie zwei Lehrlinge, einer 18-jährig, einer 20-jährig, verhaften. Diese gestehen, insgesamt drei Angriffe spontan und aus rassistischen Motiven begangen zu haben. Golaten BE, 15. Mai 2002 Die Gemeindeversammlung lehnt das Einbürgerungsgesuch einer fünfköpfigen Familie mazedonischer Herkunft ab. Die Gemeindepräsidentin Beatrice Johner kann keine Gründe anführen, welche gegen die Einbürgerungswilligen vorgebracht worden seien. Luzern, 21. Mai 2002 Zwei junge Männer greifen einen 53jährigen Bosnier an und schlagen ihn nieder. Zehn Tage päter kann die Luzerner Kantonspolizei zwei Lehrlinge, einer 18-jährig, einer 20-jährig, verhaften. Diese gestehen, insgesamt drei Angriffe spontan und aus rassistischen Motiven begangen zu haben. Hohenrain LU, 24. Mai 2002 Die Gemeindeversammlung lehnt in geheimer Abstimmung die Einbürgerung einer vierköpfigen Familie kosova-albanischer Herkunft ab. Gegenüber der "Neuen Luzerner Zeitung" erklärt Gemeindepräsident Gerhard Steiner: "Die Schweizer haben grundsätzlich Angst, Menschen aus dem Balkan einzubürgern." Es sei "ein Entscheid des Bauches" gewesen. Auch mutmasst er, dass das Nein darauf zurückzuführen sei, dass die Behörden auf Bundes- und Kantonsebene "die Hausaufgaben im Bereich der Integration" nicht gemacht hätten und man nun auch in Hohenrain unter "den Sünden der Politik" leide.