September 2002
St. Gallen, 6. September 2002 Das "St.Galler Tagblatt" berichtet, dass an verschiedenen Orten in der Stadt ein Flugblatt geklebt wurde, überschrieben "Drogenbericht von der Front". Der Text zielt gegen Schwarzafrikaner, die des Drogenhandels verdächtigt werden. "Seit Beginn des neuen Jahrhunderts sind in der Schweiz rund 150 meit sehr junge Leute an Ihrer Sucht gestorben. Es fällt auf, das die Verstorbenen Leute die selbe Hautfarbe hatten. Alle waren weiss." Und später: "Das gemeine an der ganzen Tragödie besteht darin, das fast alle Schwarzafrikaner gläubige Moslems sind und selber nie Drogen konsumieren." Rapperswil SG, 14. September 2002 Nach dem Hockeymatch Rapperswil-Lugano greifen Eishockey-Fans dunkelhäutige und ausländische Personen an. Dies teilt die Kantonspolizei St. Gallen mit. Die Polizei nimmt mehrere Personen vorläufig fest. Affoltern am Albis, 21. September 2002 Skinheads mobilisieren gegen eine Kundgebung einer bis anhin unbekannten Gruppierung namens "Mensch Meier", die gegen das "Hammerfest" von Anfang August 2002 und die Präsenz von Skinheads in der Region, insbesondere auch deren Stammlokal demonstrieren wollen. In einem ersten Aufruf, veröffentlicht auf der Internet-Site des Nationalkorps Limmattal, drohen die Skins: "Antifa zerschlagen am 21. Sept. 2002. Wo die Linke demonstriert entsteht IMMER Sachschaden, darum kommen wir wieder nach Affoltern a. A. Grösser kann der Sachschaden durch uns nicht werden, höchstens die Zahl der verletzten Antifas ...". Die unbewilligte Kundgebung verläuft friedlich, die Polizei hindert die DemonstrantInnen am Vorstossen zum Skin-Stammlokal. Die SonntagsZeitung erwähnt die Aussage eines Polizeisprechers, wonach sich die Polizei mit den Neonazis darauf geeignet habe, "dass diese nicht angreifen würden, wenn die Linken vom Arche-Pub fern gehalten würden." Nach der Kungebung kommt es im Nachbardorf Hedingen zu Auseinandersetzungen von DemonstrantInnen mit der Polizei und den Naziskins, welche den abreisenden linken Gegnern gefolgt waren. Naziskins patrouillieren - mit Baseballschlägern bewaffnet - durch das Dorf. Die Polizei nimmt rund fünfzig Personen fest. Gemäss Augenzeugen vorab linke DemonstrantInnen. Langenthal BE, 21. September 2002 Rund dreissig Skinheads randalieren nach Mitternacht im Dorfzentrum. Zuerst greifen sie das Kulturzentrum "LaKuZ" an, "LaKuZ"-BesucherInnen stellen sich ihnen entgegen, trotzdem verursachen die Angreifer erheblichen Sachschaden. Gegen halb vier Uhr greifen mehrere Skins in der Nähe des Spitals eine Gruppe von türkischen Staatsangehörigen an und beschädigen das Auto einer Spitalangestellten. Die "Mittelland-Zeitung" schreibt in einem Kommentar: "Provokationen und Sticheleien kommen häufig vor und dies ohne Zweifel auf beiden Seiten. Was sich aber die Horde Neonazis geleistet hat, muss man als Feldzug gegen Anstand, Freiheit und Toleranz bezeichnen. Angesichts der Zahl der Rechtsextremen und der offensichtlichen Planung ihrer Angriffe kann man sogar von bandenmässiger Kriminalität sprechen. Daraus folgt, dass die Vorkommnisse sorgfältig untersucht und anschliessend die Schuldigen mit aller Härte bestraft verurteilt und bestraft werden müssen. Gift für diese Bemühungen wäre eine versteckte Sympathie für die braune Schlägertruppe in einem kleinen Teil der Bevölkerung, wie sie hin und wieder spürbar wird." Regensdorf ZH, 23. September 2002 Die Bürgergemeindeversammlung lehnt acht von fünfzehn Einbürgerungsgesuchen ab. Die GesuchsstellerInnen stammen vorwiegend aus verschiedenen Ländern des ehemaligen Jugoslawien. Pratteln BL, 24. September 2002 Anlässlich einer Einwohnerratsdebatte über eine in Aussicht genommene kantonale Unterkunft für AsylbewerberInnen beklagt zuerst der SVP-Fraktionssprecher Walter Biegger, "alles, was mit Immissionen verbunden" sei, solle "in Pratteln angesiedelt" werden. Und später rügt Urs Hess (SVP) zuerst den "Missbrauch im Asylwesen" und fordert, man solle "diesen Leuten möglichst wenig Platz und Freiheit" geben und sie "in irgendeiner Schuhschachtel" unterbringen. Nach Protesten über diese "Entgleisung" will sich der SVP mit der Bemerkung herausreden, im Baugewerbe würde ein Baucontainer als "Schuhschachtel" bezeichnet.