Oktober 2002
Jona SG, 5. Oktober 2002 Nur knapp zehn Rechtsextremisten folgen einem Aufruf zur Vereinigung der Rechten Szene. Zum Treffen aufgerufen hatten Exponenten des Schweizer Aktiven Kulturverein der Patrioten (SAKVP), die aus der Region Freienbach SZ/Wollerau SZ stammen. Wochenlang war auf der SAKVP-Homepage zu lesen: "Im Oktober findet ein treffen der Rechtenszene stadt. Jeder der Intresse hat dort auch zu kommen, kann sich bei uns melden. die Vereinigung der Rechten-Szene hat begonnen! Jeder der in einer Organisation ist oder eine Leitet und an aktiver, enger, gemeinsamer Zusammenarbeit intressiert ist soll sich bei uns melden." (Schreibweise gemäss Orginal). Den ankommenden Rechtsextremisten stehen rund dreissig GegnerInnen gegenüber. Die Polizei muss die Rechten schützen und für deren sicheren Abgang sorgen. Schwyz, 7. Oktober 2002 In einem Leserbrief im "Boten der Urschweiz" schreibt ein Einwohner von Seewen: Ich finde es erschreckend, wie viele Übergriffe rechtsextremer Gewalttäter sich in den letzten Monaten zugetragen haben und wie wenig man darüber in den Zeitungen liest. Gerade in Schwyz und Umgebung kam es in jüngster Zeiut mehrmals wöchentlich zu Angriffen auf kulturelle Einrichtungen und Restaurants. Es wurden dabei Dutzende von Scheiben eingeschlagen, Sprayereien angebracht aber auch Personen gefährdet. Am Restaurant Rosengarten in Seewen musste ich kürzlich eine riesiges, mit schwarzer Farbe hingeschmiertes 'Kultur macht krank' endecken. Andernorts werden Haken- und Keltenkreuze sowie rassistische und faschistische Sprüche hingesprayt, ohne dass damit ein hörbarer Schrei der Empörung durch die Bevölkerung geht, geschweige denn medial darüber berichtet wird." Bern, 7. Oktober 2002 Die JSVP des Kantons Bern verschickt ein Mediencomminiqué, in dem sie den Behörden vorwirft den "Tod eines jungen Schweizers" verschwiegen zu haben. Dieser sei von 15 aus dem Balkon stammenden Jugendlichen zusammengeschlagen worden und trotz sofortiger Einlieferung ins Spital und "nach langem Todeskampf" einen Tag später verstorben. Solche Geschehnisse würden, behauptet die JSVP des Kantons Bern, klar zeigen, "dass in der Schweiz Handlungsbedarf im Bereich Asylwesen" herrsche. Die Kantonspolizei stellt umgehend klar, dass ein solcher Vorfall nicht bekannt sei. Hermann Weyeneth, SVP-Kantonalpräsident, distanziert sich umgehend von diesem "unseriösen Vorgehen", doch André Schären, Präsident der JSVP des Kantons Bern, will sich vorerst nicht entschuldigen und zuerst weitere Abklärungen treffen. Er wird unterstützt vom SVP-Grossrat und ehemaligen JSVP-Präsidenten Thomas Fuchs. Erst nach zehn Tagen entschuldigt sich JSVP, wenn auch mit Vorbehalten. Die Jungpartei schreibt weiterhin von der "mysteriösen Geschichte über den Tod eines jungen Schweizers in Biel" und dass die Zeit vielleicht mithelfe, "irgendeinmal die genauen Abläufe ans Licht zu bringen". Zürich, 11. Oktober 2002 In einem Tram der Linie 4 liegen Flugzettel "Nigger go home" und auf der Rückseite "Schweizer viel dumm". Die Flugzettel werden auch in den kommenden Wochen in der Stadt Zürich gestreut: Ende Dezember publiziert der Tages-Anzeiger beispielsweise einen Leserbrief: "Rassisten von Zürich-Witikon, wer immer ihr seid, schämt euch. Geschockt nehme ich eure auf Zetteln vebreitete Botschaft 'Nigger go home!' zur Kenntnis." München, 12. Oktober 2002 Nur wenige Schweizer beteiligen sich an einer Rechtsextremisten-Kundgebung gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht". Als Redner angekündigt ist der Berner Ahmed Huber, auch Mitglied der Avalon-Gemeinschaft. Die Übermacht der GegendemonstrantInnen verhindert jedoch die Rechten-Kundgebung weitgehend. Brugg, 12. Oktober 2002 Kurz vor Mitternacht belästigen mehrere betrunkene Skinheads beim Bahnhof Passanten, gemäss Polizeiangaben vor allem Ausländer. Als sie mit einem Auto wegfahren wollen, rammen sie ein anderes Fahrzeug. Bald darauf erscheinen weitere Skinheads. Die Polizei kann die Lage unter Kontrolle halten. Spiez BE, 24. Oktober 2002 Rund 850 Männer und Frauen besuchen eine Orientierungsversammlung, an der über die ins Auge gefasste Unterbringung von AsylbewerberInnen orientiert wird. Die "Berner Zeitung" berichtet: "Bei den angekündigten je rund 30 Asylbewerbern, die in diesen beiden Lokalitäten untergebracht werden sollen, assozieren nicht wenige im Saale vor allem kriminelle Schwarzafrikaner. Eine Frau schildert, wie sie immer wieder der Spiezer Doppelmord beschäftige - im Juni 2001 von einem Algerierer verübt. "Sind unsere eigenen Kinder die nächsten Opfer", lautet die Frage eines besorgten Faulenseers." Wohlen AG, 30. Oktober 2002 An einer Podiumsdiskussion erwähnt Jean-Daniel Gerber, Direktor des Bundesamtes für Flüchtlinge, dass sich am Vortag ein abgewiesener Asylbewerber vor seiner Haustüre umgebracht habe. "Gut, einer weniger", ruft daraufhin jemand im Saal und erhält heftigen Applaus. Stäfa ZH, Ende Oktober 2002 AnwohnerInnen lehnen eine mögliche Asylunterkunft auf einem Gemeindegrundstück an der Allenbergstrasse ab. In einer Medienmitteilung wendet sich der Gemeinderat gegen die pauschale und rassistische Verunglimpfung und die Herabwürdigung ganzer Volksgruppen. Wohlen AG, 31. Oktober 2002 Die "Aargauer Zeitung" berichtet, dass die Immobilien-Treuhand-Firma Zürcher einer Schweizer Familie mazedonischer Herkunft die Vermietung einer Wohnung verweigert hat, weil die Mutter ein Kopftuch trägt.